In der Krise auf das richtige Pferd setzen

Wenn Sie Ihr Unternehmen führen wollen, brauchen Sie im Wesentlichen vier Prioritäten zur Orientierung: Liquidität, Profitabilität, Marktanteile und Innovation. Sie müssen Ihre Rechnungen bezahlen können – dafür brauchen Sie Liquidität. Sie müssen Ihre Arbeitsprozesse effizient gestalten und mehr einnehmen als ausgeben – dafür brauchen Sie Profitabilität. Wenn Ihnen das gelungen ist, können Sie weiterdenken und Ihre Marktanteile ausbauen. Und schließlich müssen Sie innovativ werden und bleiben, denn es reicht nicht, bei der Gründung eine zündende Idee zu haben, sondern Sie müssen permanent Ihre Innovationskraft beweisen. Mit Produkten, die in die Jahre gekommen sind, werden Sie auf längere Sicht keinen Staat machen.

Daraus ergibt sich eine logische Hierarchisierung dieser vier Prioritäten, die ich in einer Pyramide darstelle:*)

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Das klingt simpel und logisch, ist es im Grunde genommen auch. Dennoch erlebe ich viele Manager, die sich am liebsten mit Innovationen beschäftigen und den Rest gerne vernachlässigen, auch wenn der Cashflow im Argen liegt. Mit Ideen experimentieren und Neues entwickeln, das macht selbstverständlich mehr Spaß. Wer hält sich nicht lieber im Spielzimmer auf, als sich ums Aufräumen der Abstellkammer zu langweilen!

Krisen nützen, um Hausaufgaben zu machen

Doch leider hilft es nichts: Hausaufgaben müssen gemacht werden. Was nützt es, wenn Sie Ihre Kreativität pflegen und dabei verhungern und erfrieren?

Was würde passieren, wenn Sie Liquiditätsprobleme haben und glauben, sie mit einer Ausweitung der Marktanteile lösen zu können? Die Unmöglichkeit liegt auf der Hand: Für Marktanalysen und Marketing müssen Sie viel Geld in die Hand nehmen – das Sie aber nicht haben! Bis Ihr neues Produkt auf dem Markt ist, haben Sie sich noch weiter verschuldet und Sie haben Ihren Job los.

Deshalb sind auch sämtliche Hilfspakete, die von den Regierungen beschlossen wurden, nicht dafür gedacht, sie für Innovationsprojekte zu verwenden. Sie haben einzig das Ziel, die Liquidität der angeschlagenen Unternehmen aufrecht zu erhalten. Und auch die Unterstützungsgelder an die privaten Haushalte dient der Liquidität jedes Einzelnen – auf dass sie zahlungskräftig bleiben und konsumieren. Nur im eingeschränkten Rahmen nützen Regierungen die Situation, um die Märkte auch zu lenken und Marktanteile zu verändern. Etwa, wenn sie Geld zweckgebunden verteilen und es beispielsweise nur bei Investitionen gewähren, die Unternehmen grüner und nachhaltiger machen.

Wie sehr die Liquidität in der Coronakrise an erster Stelle steht, dafür brauchen Sie nur Ihre Geschäftspartner und anderen Marktteilnehmer beobachten. Wir an unserem Standort in Mailand bekamen schon einen Monat nach dem Lockdown die ersten mahnenden Briefe unserer Lieferanten: Denkt nicht einmal daran, unsere Preise nachzuverhandeln oder an unseren Zahlungskonditionen zu drehen!

*) Noch viel mehr über dieses wirklich hilfreiche Tool erfahren Sie in meinem Buch „Fokussieren statt Sanieren“, das seit Mai 2020 erhältlich ist

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